Integration auf daenische Art – Warum Deutsche Nordschleswig lieben lernen

Veröffentlicht am 20. April 2025 um 10:46

Wenn Deutsche nach Dänemark ziehen, dann oft nicht wegen der leckeren Hotdogs oder des Hygge-Lifestyles allein. Viele entscheiden sich tatsächlich bewusst für die Region Nordschleswig, wo die dänische Mehrheit und die deutsche Minderheit bereits seit Generationen ein vorbildliches Zusammenleben pflegen. Und dieses Miteinander ist so einzigartig und entspannt, dass es 2018 sogar für das UNESCO Immaterielle Kulturerbe nominiert wurde. Wer hätte gedacht, dass gute Nachbarschaft einmal zum Weltkulturerbe werden könnte?

Die deutsche Minderheit in Nordschleswig ist klein, aber fein: 12.000 bis 15.000 Mitglieder engagieren sich aktiv in Politik, Gesellschaft und Kultur Dänemarks – und zwar ohne dabei ihre deutsche Identität zu verlieren. Sie bauen Schulen, pflegen ihre Sprache und Kultur, und ganz nebenbei bilden sie noch eine wunderbare Brücke zwischen den Dänen und den Deutschen. Dass die deutsche Sprache als einzige Minderheitensprache in Dänemark besonders geschützt ist, verleiht diesem kleinen Stückchen Heimat zusätzlich einen offiziellen Anstrich.

Vor allem neue Zuzügler aus Deutschland profitieren von diesem Netzwerk. Und seien wir ehrlich: Anfangs kommen viele Deutsche gar nicht mit dem Gedanken nach Nordschleswig, sich einer Minderheit anzuschließen. Sie haben schlicht genug von Deutschland – sei es aus Frust über die Corona-Politik, die gesellschaftliche Polarisierung oder einfach, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Steuergelder in Dänemark besser aufgehoben sind. „Lieber zahle ich in Dänemark Steuern, da weiß ich wenigstens, dass damit etwas Vernünftiges gemacht wird“, ist ein Satz, den man hier häufiger hört.

Wenn diese Neudänen dann aber merken, dass es hier Institutionen gibt, die ihre Sprache sprechen und sie bei Alltagsproblemen unterstützen können, sehen sie die deutsche Minderheit plötzlich mit anderen Augen. Der „Nordschleswiger“, die lokale Zeitung der Minderheit, avancierte während der Corona-Krise sogar zum heimlichen Helden für viele Zuzügler – plötzlich wurde aus der kleinen Lokalzeitung ein Rettungsanker in Behördenfragen. Nicht schlecht für ein Blatt, das ursprünglich nur über lokale Schützenfeste und die neuesten Rezepte berichtete.

Dabei hilft es enorm, dass man in Dänemark generell weniger formell unterwegs ist. Flache Hierarchien, ein lockerer Umgangston, und das berühmte „Du“ schon im ersten Vorstellungsgespräch – ja, das könnte für deutsche Neuankömmlinge zunächst ungewohnt sein. Doch genau diese Offenheit und Freundlichkeit ist es, die den Unterschied macht. Während Deutschland oft mit strenger Disziplin und dem Begriff „Vaterland“ verbunden wird, kuscheln sich die Dänen eher unter die liebevollen Flügel ihrer „Mutter Dänemark“.

Sprachlich ist Nordschleswig übrigens ein echter Schatz: Der örtliche Dialekt, Sønderjysk, ist ein spannendes Gemisch aus Dänisch, Nieder- und Hochdeutsch – fast so bunt und vielseitig wie die Gesellschaft selbst. Manch älterer Nordschleswiger beherrscht diesen Dialekt noch perfekt, jüngere Generationen lernen ihn gerade erst wieder lieben. Sprache ist eben mehr als Grammatik und Vokabeln; sie ist Ausdruck der eigenen Identität und Geschichte.

Das Leben zwischen den Kulturen funktioniert in Nordschleswig also nicht nur gut, sondern auch erstaunlich humorvoll. Es gibt kaum etwas Schöneres, als mitzuerleben, wie deutsche Zugezogene langsam aber sicher die dänische Leichtigkeit entdecken, während gleichzeitig ihre Verbundenheit zu Deutschland entspannter wird – ganz im Gegensatz zur Stimmung, die sie noch vor dem Umzug verspürten.

Vielleicht ist Nordschleswig gerade deswegen ein kleines Paradies für alle, die genug von polarisierenden Diskussionen haben und stattdessen lieber Brücken bauen. Oder zumindest entspannt dabei zuschauen möchten, wie andere es tun. Denn eines zeigt das Beispiel Nordschleswig ganz klar: Integration kann richtig Spaß machen – man muss nur wissen, wie!

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